Ein plötzlicher Wasserschaden in der Wohnung kann innerhalb von Minuten zur Katastrophe werden. Ein defekter Warmwasserboiler, eine undichte Waschmaschine oder ein gebrochenes Rohr im Bad - das Wasser läuft, die Tapeten blättern, der Boden quillt, und schon nach zwei Tagen wächst Schimmel. In Deutschland entstehen jährlich Schäden von über 1,5 Milliarden Euro durch Wasserschäden in Wohngebäuden. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Sofortmaßnahmen kannst du den Schaden begrenzen - und mit der richtigen Versicherung wirst du auch finanziell abgesichert.
Was genau ist ein Wasserschaden?
Ein Wasserschaden liegt vor, wenn Wasser aus Rohren, Armaturen, Dächern oder von außen (wie bei Hochwasser) in dein Zuhause eindringt und Schäden an Gebäudeteilen, Einrichtung oder Möbeln verursacht. Es geht nicht nur um sichtbare Pfützen. Selbst kleine Lecks hinter Wänden oder unter Fliesen können Monate lang unsichtbar Schaden anrichten - bis es zu Holzfaulnis, Schimmel oder strukturellen Problemen kommt. Laut der HDI Versicherung sind die häufigsten Ursachen: Rohrbrüche (42 %), defekte Armaturen (28 %), undichte Silikonfugen (15 %) und Hochwasser (15 %).
Was musst du sofort tun?
Bei einem Wasserschaden zählt jede Minute. Die ersten 30 Minuten entscheiden, ob du nur einen kleinen Schaden bekommst - oder eine teure Renovierung.
- Wasserhahn abstellen: Gehe zum Hauptwasserhahn - meist im Keller, in der Hauszentrale oder im Bad. Drehe ihn im Uhrzeigersinn bis er fest ist. Das stoppt die Wasserzufuhr komplett. Kein Abstellen der einzelnen Armaturen - nur der Haupthahn hilft wirklich.
- Strom abschalten: Wenn Wasser in der Nähe von Steckdosen, Lichtschaltern oder Elektrogeräten steht, schalte sofort den Hauptschalter im Sicherungskasten ab. Wasser leitet Strom - und das kann tödlich sein.
- Wasser entfernen: Nutze Eimer, Lappen, Schrubber oder einen Nasssauger, um das Wasser abzusaugen. Bei mehr als 100 Litern Wasser oder wenn das Wasser bis zu den Steckdosen reicht, ruf die Feuerwehr. Sie hat die Ausrüstung, um große Mengen sicher abzupumpen.
- Wertgegenstände retten: Nimm Möbel, Elektronik, Dokumente und teure Kleidung aus dem nassen Bereich. Lege sie auf trockene Fliesen oder Holzplanken. Nicht einfach auf den nassen Boden stellen - das macht den Schaden noch größer.
- Dokumentieren, dokumentieren, dokumentieren: Mache Fotos und Videos - von der Quelle, vom Wasserstand, von den beschädigten Wänden, Böden und Möbeln. Notiere Datum, Uhrzeit und Ort. Das ist der wichtigste Schritt für deine Versicherung. Eine Studie von Albrecht Services zeigt: 98,7 % aller erfolgreich regulierten Schäden haben detaillierte Bilder.
Wer ist verantwortlich - Mieter oder Vermieter?
Die Rechte und Pflichten sind klar geregelt - aber viele wissen es nicht.
Der Mieter muss den Schaden sofort dem Vermieter melden. Und er muss erste Schadensbegrenzungsmaßnahmen ergreifen - also Wasser abstellen, Strom abschalten, Fotos machen. Wer das nicht tut, haftet selbst für Folgeschäden. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) in mehreren Urteilen bestätigt. Wer erst nach 48 Stunden Fotos macht, riskiert, dass die Versicherung den Anspruch ablehnt.
Der Vermieter ist verpflichtet, die Reparatur zu veranlassen - also Rohrleitungen zu reparieren, die Wohnung trocknen zu lassen und Schimmel zu beseitigen. Wenn die Wohnung wegen des Schadens nicht mehr nutzbar ist (z. B. kein Bad, keine Küche), hat der Mieter laut § 536 BGB das Recht auf Mietminderung. Ein Amtsgericht in München hat festgelegt: Bei einem beschädigten Bad ist eine Mietminderung von 25 % angemessen.
 
Welche Versicherung zahlt?
Nicht jede Versicherung deckt jeden Schaden. Hier ist die klare Aufteilung:
| Betroffener Schaden | Verantwortliche Versicherung | Wichtig zu wissen | 
|---|---|---|
| Wände, Böden, Heizung, Rohre im Haus | Gebäudeversicherung (Vermieter) | Deckt Rohrbrüche in der Hausinstallation - aber nur, wenn es kein Verschulden des Mieters ist. | 
| Möbel, Kleidung, Elektronik, Teppiche | Hausratversicherung (Mieter) | Zahlt bei Leitungswasser - aber nur, wenn der Schaden nicht durch grobe Fahrlässigkeit entstanden ist (z. B. Waschmaschine über Nacht laufen lassen). | 
| Hochwasser, Rückstau, Regenwasser von außen | Elementarschadenversicherung | Erst ab 15 cm Wasserstand. Nicht in jeder Gebäudeversicherung enthalten - muss extra abgeschlossen werden. | 
Ein häufiger Streitpunkt: Wer zahlt für die Küche? Wenn die Einbauküche fest mit dem Haus verbunden ist, ist sie Teil des Gebäudes - die Gebäudeversicherung zahlt. Wenn du deine eigene Küche mit Schränken und Herd mitgebracht hast, ist das Hausrat - die Hausratversicherung zahlt. Prof. Dr. Anja Schmidt von der Universität Kassel sagt: „In 34,5 % der Fälle entstehen Streitigkeiten, weil Vermieter und Mieter nicht wissen, wer für was zuständig ist.“
Was passiert, wenn du die Versicherung nicht rechtzeitig informierst?
Die meisten Versicherungen lehnen Schadensmeldungen ab - nicht weil sie nicht zahlen wollen, sondern weil der Mieter oder Vermieter die Regeln nicht kennt.
Laut Allianz Versicherung sind die häufigsten Ablehnungsgründe:
- Unzureichende Dokumentation (41,2 %): Keine Fotos, kein Zeitstempel, keine schriftliche Notiz.
- Verspätete Meldung (28,7 %): Meldung erst nach 72 Stunden - da ist Schimmel schon da.
- Kein Nachweis der Ursache: Wer sagt, dass es ein Rohrbruch war? Ein Fachmann muss das bestätigen.
Dr. Klaus Weber, Fachanwalt für Mietrecht, sagt: „Mieter, die innerhalb von 24 Stunden Fotos mit Zeitstempel machen, haben eine 92 % höhere Erfolgsquote.“ Nutze deine Kamera - und speichere die Bilder nicht nur im Handy, sondern auch in der Cloud oder per E-Mail an dich selbst.
 
Wie wird der Schaden beseitigt?
Ein Wasserschaden ist nicht mit einem trockenen Lappen erledigt. Die Trocknung braucht Zeit und Technik.
Ein Fachbetrieb verwendet Luftentfeuchter, Heizlüfter und Messgeräte, um die Luftfeuchtigkeit zu kontrollieren. Nach Angaben von Matera EU dauert die Trocknung bei 10 m² Fläche und 50 Litern Wasser mindestens 72 Stunden. Moderne Geräte wie der TTK 120 S von Ebac entfernen bis zu 120 Liter Wasser pro Tag. Die Deutsche Gesellschaft für Schadenverhütung (DGUV) sagt klar: Bei Schäden über 5 m² oder wenn elektrische Leitungen betroffen sind, muss ein Fachmann ran. Nicht selbst probieren - das kann gefährlich sein.
Die Kosten für die Trocknung liegen zwischen 80 und 150 Euro pro Tag - aber die Versicherung übernimmt das, wenn der Schaden versichert ist.
Was ändert sich 2025?
Die Versicherungsbranche verändert sich. Seit Anfang 2024 testen einige Versicherungen intelligente Systeme:
- Die Allianz hat eine App eingeführt, die mit KI Fotos von Schäden auswertet - und innerhalb von Stunden eine Schadenshöhe berechnet.
- R+V startet Pilotprojekte mit Wassermeldern in Mietwohnungen. Wenn ein Rohr bricht, wird der Mieter und die Hausverwaltung sofort per App benachrichtigt - oft noch bevor jemand den Schaden sieht.
- Die Bundesregierung plant ein neues Gesetz, das die Regulierungsfrist von derzeit 37,8 Tagen auf unter 20 Tage senken soll.
Experten prognostizieren: Bis 2027 sinken die durchschnittlichen Schadenshöhen um 22 % - dank smarter Technik. Aber: Durch den Klimawandel steigt die Anzahl der Wasserschäden - besonders durch Starkregen und Hochwasser - um 15 %.
Was kannst du jetzt tun?
Wasserschäden sind vermeidbar - oder zumindest besser beherrschbar.
- Prüfe deine Versicherungen: Hast du eine Hausratversicherung? Ist die Elementarschadenversicherung dabei? Lese die Bedingungen - nicht erst, wenn es passiert.
- Wisse, wo der Hauptwasserhahn ist: Zeig es deinen Mitbewohnern. Mache einen Notfallplan - mit Nummern von Vermieter, Feuerwehr, Versicherung.
- Prüfe deine Rohre: Alte Kupferrohre? Undichte Silikonfugen im Bad? Lass sie von einem Installateur prüfen - vor allem, wenn die Wohnung älter als 20 Jahre ist.
- Speichere deine Dokumente: Halte eine Kopie deines Mietvertrags, deiner Versicherungsunterlagen und der Kontaktdaten deiner Hausverwaltung digital gesichert.
Ein Wasserschaden ist kein Ende - aber er ist ein Test. Wer vorbereitet ist, bleibt ruhig. Wer handelt, rettet Geld. Wer dokumentiert, rettet Rechte.
Was mache ich, wenn der Wasserschaden in der Wohnung meines Nachbarn entstanden ist?
Wenn das Wasser von oben oder von der Seite kommt - etwa durch ein defektes Rohr in der Wohnung darüber - ist die Gebäudeversicherung des Nachbarn zuständig. Melde den Schaden sofort dem Vermieter. Er kontaktiert den Nachbarn und die Versicherung. Du musst nicht selbst mit dem Nachbarn reden. Dokumentiere den Schaden bei dir, und warte auf die Antwort der Versicherung. Wenn die Versicherung ablehnt, weil der Nachbar nicht versichert ist, kannst du dich an die Verbraucherzentrale wenden.
Kann ich die Versicherung zwingen, schneller zu zahlen?
Ja, aber nur, wenn du die Fristen einhältst. Die Versicherung hat in der Regel 3 Wochen Zeit, auf deine Meldung zu antworten. Wenn sie nicht reagiert, schicke eine schriftliche Nachfrage mit Fristsetzung. Wenn danach immer noch nichts passiert, kannst du einen Anwalt einschalten oder die Verbraucherzentrale kontaktieren. Viele Versicherungen zahlen erst, wenn sie Druck spüren - aber nur, wenn du alles richtig dokumentiert hast.
Was passiert, wenn ich den Schaden nicht melde, weil ich Angst vor hohen Selbstbeteiligungen habe?
Wenn du den Schaden nicht meldest, zahlt die Versicherung nichts - und du trägst die Kosten selbst. Die Selbstbeteiligung liegt meist zwischen 150 und 500 Euro - das ist oft weniger als die Kosten für eine einfache Trocknung. Ein Schaden von 2.000 Euro mit 300 Euro Selbstbeteiligung ist immer noch besser als 2.000 Euro aus eigener Tasche. Außerdem: Wenn du später einen neuen Mietvertrag abschließt, muss du den Schaden offenlegen - und ohne Versicherungsregulierung wirkt das schlecht.
Ist ein Wasserschaden durch meine eigene Fahrlässigkeit versichert?
Das hängt vom Grad der Fahrlässigkeit ab. Wenn du vergisst, die Waschmaschine abzuschalten, und sie über Nacht läuft - dann ist das grobe Fahrlässigkeit. Die Hausratversicherung zahlt dann meist nicht. Wenn du aber eine alte Dichtung nicht erkannt hast und sie plötzlich bricht, ist das kein Verschulden. Die Versicherung prüft, ob du „mit der Sorgfalt eines ordentlichen Menschen“ gehandelt hast. Wenn du regelmäßig deine Rohre prüfst und dich informierst, bist du meist abgesichert.
Was mache ich, wenn Schimmel nach dem Wasserschaden wächst?
Schimmel ist ein Gesundheitsrisiko - und ein ernsthafter Schaden. Melde ihn sofort der Versicherung und dem Vermieter. Die Versicherung muss die Schimmelbeseitigung bezahlen - wenn sie durch den Wasserschaden verursacht wurde. Ein Fachbetrieb muss den Schimmel entfernen und die Ursache beseitigen. Du darfst den Schimmel nicht selbst mit Bleiche behandeln - das ist gefährlich und kann den Schaden verschlimmern. Die Versicherung wird einen Schadensgutachter schicken, der den Umfang feststellt.
Wasserschäden passieren - aber sie müssen nicht ruinieren. Wer weiß, was zu tun ist, wer dokumentiert und wer die richtige Versicherung hat, kommt sicher durch - und bleibt auch finanziell unversehrt.
 
                                