Wer wohnt eigentlich in Studentenwohnungen?
Die klassische Vorstellung von einem Studenten als 19-Jähriger mit Rucksack und Tütensuppe ist längst veraltet. Heute leben in Studentenwohnungen nicht nur Studierende, sondern auch junge Berufstätige, Auszubildende und internationale Studierende mit höherem Budget. Die Zielgruppe hat sich vergrößert - und damit auch der Druck auf den Wohnraum. In München, Frankfurt oder Hamburg ist es mittlerweile normal, dass ein WG-Zimmer von einem 28-jährigen Junior-Manager bewohnt wird, der gerade in eine neue Firma gestartet ist. Die alten Wohnheime der Studierendenwerke hingegen sind immer noch überwiegend von Studierenden im Alter von 18 bis 25 Jahren besetzt, oft mit BAföG-Unterstützung. Doch selbst diese Gruppe ist nicht mehr homogen: Während deutsche Studierende oft auf Wartelisten warten, ziehen internationale Studenten aus Asien oder dem Nahen Osten gezielt in teurere, modern ausgestattete Apartments, weil sie bereit sind, mehr für Komfort und Sicherheit zu zahlen.
Was muss eine Studentenwohnung heute bieten?
Die Ausstattung hat sich radikal verändert. Früher reichte ein Bett, ein Schreibtisch und ein Gemeinschaftsbad. Heute erwarten Studierende und junge Berufstätige mehr. In privaten Wohnheimen und hybriden Konzepten ist Fast-WLAN-Standard. Glasfaseranschluss, Smart-Home-Technik wie automatische Lichtsteuerung oder digitale Schlüssel für die Wohnungstür gehören zur Grundausstattung. Viele Anbieter bieten jetzt auch gemeinschaftliche Co-Working-Spaces, Fitnessräume, Waschmaschinen mit App-Steuerung und sogar Reinigungsdienste an - alles über eine App buchbar. Das ist kein Luxus mehr, das ist der neue Standard. Öffentliche Wohnheime der Studierendenwerke hingegen bleiben oft bei der alten Ausstattung: Gemeinschaftsküche, Dusch- und Waschräume auf dem Flur, einfache Möbel. Wer hier wohnt, akzeptiert das meist aus Kostengründen. Aber auch hier gibt es Fortschritte: Einige Studierendenwerke in größeren Städten haben begonnen, einzelne Zimmer mit eigenem Bad zu vermieten, um mit privaten Anbietern mithalten zu können.
Wie viel kostet eine Studentenwohnung wirklich?
Die Mietpreise variieren so stark wie das Wetter in Deutschland. In München zahlt man für ein WG-Zimmer im Schnitt 788 Euro Kaltmiete - das ist der höchste Wert in ganz Deutschland. In Chemnitz reichen 232 Euro für dasselbe. Das ist kein Fehler, das ist Marktwirtschaft. In Frankfurt sind es 678 Euro, in Stuttgart 645 Euro, in Hamburg 628 Euro. In Berlin liegt die durchschnittliche WG-Miete bei 599 Euro. Wer sich für ein privates Studentenwohnheim entscheidet, zahlt deutlich mehr: In Hamburg 954 Euro, in Berlin 805 Euro. Noch teurer sind hybride Wohnkonzepte, die sowohl Studierende als auch Berufstätige ansprechen - hier liegen die Preise in München bei 1.374 Euro, in Hamburg bei 1.171 Euro. Das sind keine Ausnahmen, das sind die Realitäten. Die teuersten Wohnungen sind immer die, die nah an der Uni liegen, einen guten ÖPNV-Anschluss haben und modern ausgestattet sind. Wer 30 Minuten mit der U-Bahn zur Uni fährt, spart oft 200 bis 300 Euro Miete.
Warum ist BAföG nicht mehr ausreichend?
Die BAföG-Wohnkostenpauschale liegt bei 380 Euro pro Monat. Das klingt nach viel - bis man die Zahlen vergleicht. In München reicht dieser Betrag gerade mal für 15 Quadratmeter Kaltmiete. In Chemnitz, Magdeburg oder Bochum passt er noch auf eine 30-Quadratmeter-Wohnung. In fast allen anderen Städten bleibt ein Loch. Das bedeutet: Studierende müssen entweder von ihren Eltern Unterstützung bekommen, einen Nebenjob annehmen oder in einer WG mit drei Personen auf 20 Quadratmetern wohnen. Viele verzichten auf Heizung im Winter, um Geld zu sparen. Das ist kein Einzelfall, das ist System. Die Politik hat den Wohnkostenanstieg seit 2020 nicht mit einer Anpassung der BAföG-Pauschale begleitet. Das ist ein strukturelles Problem - und es wird schlimmer. Laut dem MLP-Studentenwohnreport 2025 steigen die Mieten jährlich um durchschnittlich 4,6 Prozent, während die BAföG-Pauschale seit Jahren unverändert bleibt.
Welche Wohnform ist die beste?
Die meisten Studierenden - etwa 60 Prozent - wohnen in WGs. Das liegt an der Preis-Leistung. Ein WG-Zimmer ist günstig, sozial und flexibel. Wer sich für ein privates Studentenwohnheim entscheidet, zahlt mehr, bekommt aber Privatsphäre: eigenes Bad, eigene Küche, oft Balkon. Das ist ideal für Studierende, die viel lernen, viel arbeiten oder einfach Ruhe brauchen. Öffentliche Wohnheime der Studierendenwerke sind die günstigste Option - aber schwer zu bekommen. In elf von 57 Studierendenwerken standen Anfang 2024 über 34.500 Studierende auf Wartelisten. Wer dort wohnt, wartet oft ein halbes Jahr oder länger. Hybride Konzepte sind für junge Berufstätige gemacht, die noch nicht bereit sind, einen langfristigen Mietvertrag abzuschließen. Sie bieten Flexibilität, Service und Design - aber auch hohe Preise. Die Wahl hängt also davon ab, was du priorisierst: Geld, Komfort, Nähe zur Uni oder soziale Kontakte.
Wie entwickelt sich der Markt bis 2027?
Die Prognosen sind düster. Die Zahl der Studierenden steigt - 2025 sind es fast drei Millionen in Deutschland. Gleichzeitig baut man viel zu wenig Wohnraum. 2024 wurden nur 1,2 neue Wohnheimplätze pro 10 Studierende geschaffen. Die Nachfrage wächst um 3,5 Prozent jährlich. Das ist ein massiver Engpass. Experten rechnen mit einer jährlichen Mietsteigerung von 3 bis 5 Prozent bis 2027. In München könnte ein WG-Zimmer dann über 900 Euro kosten. Private Anbieter werden weiter Marktanteile gewinnen, weil der Staat nicht baut. Hybride Konzepte werden sich ausbreiten - und damit wird es für Studierende mit kleinem Budget noch schwerer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Die Lücke zwischen BAföG und Miete wird immer größer. Wer heute studiert, muss entweder mit Eltern zusammenziehen, einen Nebenjob annehmen oder in einer Stadt studieren, wo die Miete unter 300 Euro liegt. Das ist die neue Realität.
Was tun, wenn du eine Wohnung suchst?
- Starte früh: Bewirb dich mindestens sechs Monate vor Semesterbeginn - besonders bei Studierendenwerken.
- Sei flexibel: Wenn du in München nicht findest, schau in Augsburg, Nürnberg oder Ingolstadt. Die Preise sind deutlich niedriger.
- Prüfe die Lage: Eine Wohnung 15 Minuten von der Uni entfernt kann 200 Euro günstiger sein als eine direkt daneben.
- Vermeide Falle: Keine Vorauszahlung ohne Vertrag. Keine Miete ohne Mietvertrag. Keine Wohnung ohne Besichtigung.
- Checke die Ausstattung: Ist WLAN dabei? Gibt es Waschmaschine und Trockner? Ist die Heizung modern? Ist das Gebäude barrierefrei?