Stellen Sie sich vor: Sie stehen morgens auf, greifen nach Ihrem Rollator - und merken, dass Sie ihn nicht mehr aus der Ecke ziehen können. Der Flur ist zu eng. Die Tür ist nur 80 cm breit. Die Garderobe ragt zu weit hinein. Plötzlich ist der Weg zur Toilette ein Hindernislauf. Das ist keine Ausnahme. In Deutschland leben über 28 % der Menschen über 65 mit eingeschränkter Mobilität. Und in 65 % der Bestandswohnungen gibt es keine ausreichende Stellfläche für Rollatoren. Das ist kein kleines Problem - das ist eine Gefahr.
Was genau braucht ein Rollator im Flur?
Ein Rollator ist keine einfache Gehhilfe. Er ist ein Mobilitätshelfer, der Balance, Kraft und Sicherheit bietet. Aber er braucht Platz. Nicht nur zum Fahren - sondern auch zum Abstellen. Die meisten Menschen denken: Ein bisschen Platz reicht doch. Aber das ist falsch. Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie warnt: Zu enge Flure erhöhen das Sturzrisiko um das 2,3-fache. Warum? Weil der Nutzer nicht mehr ausweichen kann. Kein Platz zum Drehen. Kein Spielraum zum Anhalten. Keine Möglichkeit, den Rollator sicher abzustellen, ohne dass er den Weg blockiert. Die Mindestanforderung für eine sichere Stellfläche laut Experten: 120 cm × 120 cm. Das ist kein Luxus - das ist die Grundlage für Selbstständigkeit. Ein Rollator ist im Durchschnitt 65 cm breit und 85 cm tief. Mit den Armen, dem Körper und dem notwendigen Spielraum zum Anheben oder Ausrichten braucht man mindestens 120 cm in alle Richtungen. Viele Nutzer berichten, dass sie erst nach einer Verbreiterung wieder selbstständig zur Toilette oder zur Küche kommen. Ein 78-jähriger Mann aus Berlin sagte: „Mein Flur ist nur 95 cm breit - seitdem muss meine Tochter mich zum Arzt fahren.“Rollstuhl vs. Rollator: Der große Unterschied im Platzbedarf
Rollatoren und Rollstühle sind nicht austauschbar. Und sie brauchen auch nicht denselben Platz. Wer denkt, dass ein Rollstuhl nur etwas größer ist als ein Rollator, liegt falsch. Ein Rollator braucht eine Stellfläche von 120 × 120 cm. Ein manueller Rollstuhl braucht mindestens einen Wendekreis von 150 cm Durchmesser. Das bedeutet: In einem Flur von 140 cm Breite kann ein Rollstuhl kaum wenden. Ein Elektrorollstuhl braucht sogar 190 cm Breite und 150 cm Tiefe. Und das ist nicht alles: Er braucht eine Steckdose in 85 cm Höhe zum Laden - nicht am Boden, nicht hinter dem Sofa, sondern direkt am Stellplatz. Ein weiterer entscheidender Punkt: Rollatoren aktivieren die Beinmuskulatur. Rollstühle nicht. Wer einen Rollstuhl dauerhaft nutzt, verliert schneller Muskelkraft. Deshalb ist ein Rollator oft die bessere Wahl - solange der Platz da ist. Aber wenn der Flur nur 90 cm breit ist, bleibt gar keine Wahl.Was sagt die DIN 18040? Die Gesetze, die jeder kennen sollte
Die DIN 18040 ist die deutsche Norm für barrierefreies Bauen. Sie gilt seit 2017 und wurde 2024 aktualisiert. Sie sagt klar: In Fluren, die von Rollatoren oder Rollstühlen genutzt werden, muss die nutzbare Breite mindestens 120 cm betragen - wenn es ein gerader Flur ist und nicht länger als 6 Meter. Bei Längen über 6 Meter oder wenn sich der Flur dreht, muss die Breite auf 180 cm erhöht werden. Das ist kein Vorschlag. Das ist eine Vorgabe für Neubauten. Aber hier kommt das Problem: Die meisten Wohnungen wurden vor 1990 gebaut. Da gab es diese Norm nicht. In 87 % der deutschen Wohnungen ist der Flur schmaler als 120 cm. Das ist kein Fehler der Bewohner - das ist ein Systemfehler. Die neue Version der DIN 18040, die im zweiten Quartal 2025 erscheint, wird die Mindestbreite für Flure mit Rollator-Nutzung von 120 auf 130 cm anheben. Warum? Weil die Erfahrung zeigt: 120 cm ist knapp. 130 cm ist sicher. Und 140 cm ist ideal - besonders in Seniorenwohnungen.
Die Tür: Der meist übersehene Engpass
Der Flur ist nur ein Teil des Problems. Die Tür ist der echte Engpass. Standardtüren in deutschen Wohnungen sind 80 cm breit. Das ist zu schmal. Für einen Rollator? Unmöglich. Für einen Rollstuhl? Komplett unpassend. Die DIN fordert mindestens 90 cm. Aber selbst das ist knapp. Wer einen Rollator mit Korb oder eine elektrische Gehhilfe nutzt, braucht 95-100 cm. Und das ist nicht nur eine Frage der Breite - es ist auch die Frage der Öffnungsrichtung. Eine nach innen öffnende Tür kann den Flur komplett blockieren. Eine nach außen öffnende Tür ist die Lösung. Aber sie erfordert Platz vor der Tür. Und der ist oft nicht da. Die Lösung? Türen ersetzen. Nicht teuer, aber notwendig. Eine neue Tür kostet zwischen 200 und 600 Euro - je nach Material und Montage. Der Aufwand lohnt sich. Denn eine Tür, die nicht aufgeht, macht jeden anderen Umbau sinnlos.Wie kann man einen engen Flur sanieren?
Sie haben einen Flur von 95 cm? Keine Panik. Es gibt Lösungen - auch im Bestand.- Messen Sie genau: Nehmen Sie Ihr Gerät und messen Sie Breite, Tiefe und Höhe. Fügen Sie mindestens 10 cm Spielraum hinzu. Rechnen Sie mit einem größeren Modell in Zukunft - vielleicht wird es ein Elektrorollstuhl.
- Möbel verschieben: Schrank, Garderobe, Spiegel - alles, was in den Flur ragt, muss weg. Oder umgebaut. Ein flacher Spiegel statt eines tiefen Schranks. Ein Klappsitz statt eines schweren Stuhls.
- Wand durchbrechen: Wenn möglich, eine Wand zwischen Flur und angrenzendem Raum entfernen. Das ist der effektivste, aber auch teuerste Schritt. Kosten: zwischen 1.200 und 3.500 Euro, je nach Mauerwerk und Elektroarbeiten.
- Externe Lösungen: Eine Rollator-Außenbox vor der Wohnungstür. Diese gibt es ab 299 Euro. Sie schützt vor Wetter, spart Platz im Flur und ist besonders für Mehrfamilienhäuser ideal. Viele Nutzer sagen: „Endlich kann ich wieder alleine raus.“
Kosten und Förderung: Wer zahlt für mehr Sicherheit?
Die Sanierung kostet Geld. Aber es gibt Hilfe. Der KfW-Zuschuss „Altersgerecht umbauen“ bietet bis zu 5.000 Euro pro Wohnung - für Türen, Boden, Flurbreite, Bäder. Der Antrag muss vor Beginn der Arbeiten gestellt werden. Und er ist nur für Eigentümer. Ab Januar 2025 gibt es ein neues Programm der Deutschen Rentenversicherung: Sie übernimmt 50 % der Kosten für die Verbesserung von Stellflächen - bis zu 3.000 Euro pro Maßnahme. Das ist ein großer Schritt. Denn viele Senioren leben von Rente. Sie können sich 3.000 Euro nicht leisten. Aber 1.500 Euro - das ist machbar. Ein Flur von 90 cm auf 130 cm zu verbreitern - das kostet im Durchschnitt 2.200 Euro. Mit Förderung zahlen Sie nur 1.100 Euro. Das ist kein Luxus. Das ist Investition in Lebensqualität.Was passiert, wenn Sie nichts tun?
Nichts zu tun, ist keine Option. Es geht nicht nur um Komfort. Es geht um Sicherheit. Ein Rollator im Flur, der nicht abgestellt werden kann, wird zur Stolperfalle. Ein Nutzer stürzt - und bricht sich das Becken. Die Folge: Monatelange Bettruhe, Pflege, Verlust der Selbstständigkeit. Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie sagt: „Jeder zweite Sturz bei Senioren passiert im Wohnbereich - oft im Flur.“ Und es geht nicht nur um den Einzelnen. In Mehrfamilienhäusern wird der Treppenhausflur zur Abstellfläche. Ein Rollator, ein Rollstuhl, ein Fahrrad - alles blockiert den Fluchtweg. Im Brandfall ist das lebensgefährlich. Das ist kein „Problem der Nachbarn“. Das ist ein gesellschaftliches Versagen.Was kommt als Nächstes?
Bis 2035 wird ein Drittel der deutschen Bevölkerung über 60 Jahre alt sein. Die Nachfrage nach barrierefreiem Wohnen wächst. Der Markt für Umbauten ist bereits 1,8 Milliarden Euro groß - und steigt jedes Jahr um 7,3 %. Der Bundestag hat 2024 beschlossen: Ab 2026 müssen in Neubauten mindestens 10 % der Wohnungen barrierefrei sein - mit Flurbreiten von 140 cm. Das ist der Anfang. Nicht das Ende. Die Zukunft gehört den Wohnungen, die von Anfang an für alle gebaut sind. Aber die Vergangenheit bleibt - und wir müssen sie jetzt verändern. Wenn Sie einen Rollator oder Rollstuhl nutzen - oder jemanden, der das tut - dann messen Sie Ihren Flur. Heute. Nicht morgen. Nicht nächste Woche. Heute. Und fragen Sie: „Kann ich hier sicher stehen, wenden, abstellen?“ Wenn die Antwort nein ist - dann beginnen Sie mit dem ersten Schritt. Eine Tür. Eine Wand. Eine Box. Ein Plan. Denn jeder Zentimeter mehr ist ein Zentimeter Freiheit.Wie breit muss ein Flur mindestens sein, damit ein Rollator problemlos genutzt werden kann?
Mindestens 120 cm Breite sind nötig, um einen Rollator sicher zu bewegen und abzustellen. Experten empfehlen jedoch 130-140 cm, besonders in Seniorenwohnungen, um Platz für Bewegung, Drehen und zukünftige Hilfsmittel wie Elektrorollstühle zu haben. Die neue DIN 18040, die 2025 erscheint, wird diese Mindestbreite von 120 auf 130 cm anheben.
Braucht ein Rollstuhl mehr Platz als ein Rollator?
Ja, deutlich mehr. Ein Rollstuhl braucht mindestens einen Wendekreis von 150 cm Durchmesser - das heißt, der Flur sollte mindestens 150 cm breit sein. Bei Elektrorollstühlen sind 190 cm Breite und 150 cm Tiefe notwendig, dazu eine Steckdose in 85 cm Höhe zum Laden. Ein Rollator braucht „nur“ eine Stellfläche von 120 × 120 cm, aber er erfordert weniger Platz zum Wenden.
Ist eine Türbreite von 80 cm ausreichend für einen Rollator?
Nein. Eine Tür von 80 cm ist zu schmal. Selbst ein kleiner Rollator passt nur mit Mühe hindurch. Die DIN 18040 schreibt mindestens 90 cm vor - ideal sind 95-100 cm. Eine Tür, die nicht aufgeht, macht jeden anderen Umbau sinnlos. Türen sollten nach außen öffnen, um den Flur nicht zu blockieren.
Wie viel kostet es, einen Flur zu verbreitern?
Die Kosten liegen zwischen 1.200 und 3.500 Euro, je nachdem, ob nur Möbel verschoben werden oder eine Wand durchbrochen werden muss. Türen auszutauschen kostet 200-600 Euro. Externe Rollator-Garagen sind eine günstigere Alternative und kosten ab 299 Euro. Mit Förderung durch die Rentenversicherung (50 % bis max. 3.000 Euro) oder den KfW-Zuschuss (bis zu 5.000 Euro) sinken die Selbstkosten deutlich.
Gibt es Fördermittel für die Verbesserung von Stellflächen im Flur?
Ja. Seit Januar 2025 zahlt die Deutsche Rentenversicherung 50 % der Kosten für die Verbesserung von Stellflächen - bis zu 3.000 Euro pro Maßnahme. Außerdem gibt es den KfW-Zuschuss „Altersgerecht umbauen“ mit bis zu 5.000 Euro pro Wohnung. Beide Programme gelten nur für Eigentümer und erfordern einen Antrag vor Baubeginn.
Warum sind zu enge Flure gefährlich?
Zu enge Flure erhöhen das Sturzrisiko um das 2,3-fache, weil Nutzer nicht ausweichen können. Ein Rollator, der nicht abgestellt werden kann, wird zur Stolperfalle. In Mehrfamilienhäusern blockieren abgestellte Hilfsmittel oft Treppenhäuser - das ist im Brandfall lebensgefährlich. Zudem führt fehlende Mobilität zu sozialer Isolation und Verlust der Selbstständigkeit.