Wenn Sie Ihr Haus sanieren, um es energieeffizienter zu machen, dann haben Sie wahrscheinlich neue Fenster eingebaut, die Fassade gedämmt und vielleicht sogar eine Wärmepumpe installiert. Alles gut - aber was passiert mit der Luft? In vielen sanierten Häusern entsteht ein unsichtbares Problem: Schimmel. Und der kommt nicht von ungefähr. Er wächst, weil die Luft nicht mehr richtig rauskommt.
Warum wird Ihr saniertes Haus plötzlich feucht?
Altbauten aus den 70er-Jahren waren nicht dicht. Luft kam durch Ritzen, undichte Fenster, schlecht verlegte Dämmung - einfach so. Diese Undichtigkeiten haben zwar Energie verschwendet, aber sie haben auch die Luft ausgetauscht. Heute, nach der Sanierung, ist das Haus luftdicht. Und das ist gut für die Heizkosten - aber schlecht für die Luftqualität. Ohne geplante Lüftung bleibt die Feuchtigkeit aus Duschen, Kochen, Atmen und sogar Pflanzen im Haus. Die Luftfeuchtigkeit steigt, die Wände kühlen ab, und schon bildet sich Schimmel in den Ecken - besonders im Bad, Küche oder Schlafzimmer.Studien zeigen: 78 % aller Schadensfälle in sanierten Häusern liegen an fehlender oder falscher Lüftung. Das ist kein Zufall. Es ist eine direkte Folge davon, dass man an der Hülle arbeitet, aber nicht an der Luft. Die DIN 1946-6:2024-07, die seit Juli 2024 gültig ist, verlangt deshalb ein verbindliches Lüftungskonzept für jede Sanierung, bei der mehr als ein Drittel der Fenster, Dach- oder Fassadendämmung erneuert wird. Es ist kein Luxus - es ist Pflicht.
Was verlangt das Lüftungskonzept genau?
Ein Lüftungskonzept ist kein bloßer Vorschlag. Es ist eine technische Berechnung, die festlegt, wie viel Frischluft pro Stunde in Ihr Haus muss - mindestens 105 Kubikmeter pro Stunde. Das ist nicht geschätzt, das ist berechnet. Und es muss laufen, egal ob Sie es merken oder nicht. Die Norm unterscheidet vier Lüftungsstufen, aber die wichtigste ist die Grundlüftung zum Feuchteschutz. Sie läuft automatisch, unabhängig davon, ob Sie die Fenster aufmachen oder nicht.Die Berechnung berücksichtigt die Wohnfläche, die Anzahl der Bewohner, die Art der Nutzung und den energetischen Zustand des Gebäudes. Ein Energieberater macht das. Und er prüft vorher, wie luftdicht Ihr Haus wirklich ist. Messungen zeigen: 63 % der sanierten Häuser haben eine Luftwechselrate von unter 0,2 h⁻¹ - zu wenig. Ideal wären 0,5 h⁻¹. Ohne geplante Lüftung erreichen Sie das nicht.
Drei Lösungswege: Fenster, Lüfter, KWL
Es gibt drei Hauptwege, um die geforderte Luftmenge zu bringen - und jeder hat Vor- und Nachteile.1. Fensterlüftung: Einfach, aber unzuverlässig
Die klassische Methode: Fenster kippen oder ganz aufmachen. Viele Menschen glauben, das reicht. Aber es funktioniert nur, wenn Sie es konsequent tun - morgens, nach dem Duschen, abends. Wer das vergisst, hat Schimmel. Und wenn es kalt ist, wollen Sie das Fenster nicht öffnen. Dann steigt die Luftfeuchtigkeit. Außerdem verlieren Sie mit jedem Öffnen Wärme - und das kostet Geld. Fensterlüftung ist kein Ersatz für ein Lüftungskonzept. Sie kann nur ergänzen.2. Dezentrale Lüftungsgeräte: Schnell, günstig, effektiv
Das ist die meistgenutzte Lösung in Altbauten. Ein kleines Gerät wird in die Außenwand eingebaut - meist im Bad oder Küche. Es saugt verbrauchte Luft ab und bringt Frischluft von draußen rein. Die modernen Geräte haben eine Feuchtesteuerung: Sie merken, wenn es im Bad zu feucht ist, und drehen sich automatisch schneller. Kein manuelles Lüften nötig.Die Installation ist einfach: Ein Kernlochbohrer macht ein Loch von 160 bis 220 Millimeter Durchmesser. Die Einbauhülse härtet in 24 Stunden aus. Pro Gerät braucht ein Installateur maximal 3,5 Stunden. Keine Kanäle, keine großen Arbeiten. Für eine 100 m²-Wohnung kostet die Anlage mit Wärmerückgewinnung durchschnittlich 5.200 € brutto. Die KfW gibt bis zu 2.500 € Zuschuss, wenn die Sanierung den Anforderungen eines Effizienzhauses 85 entspricht.
Was Nutzer sagen: 87 % sind zufrieden. 76 % sehen weniger Schimmel. 68 % schlafen besser, weil der CO₂-Gehalt sinkt. Petra Müller aus Ravensburg berichtet: Nach 18 Monaten mit einem dezentralen Lüfter von inVENTer ist der Schimmel im Badezimmer verschwunden - und sie spart monatlich 15 € Heizkosten.
3. Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (KWL): Vollständige Lösung
Wenn Sie Ihr Haus komplett sanieren - Dach, Fassade, Fenster, Heizung - dann ist eine zentrale KWL-Anlage die beste Wahl. Sie verteilt Frischluft über Kanäle in alle Räume, saugt verbrauchte Luft ab und gewinnt bis zu 90 % der Wärme zurück. Das spart bis zu 30 % der Heizkosten. Die Luftqualität ist gleichmäßig im ganzen Haus. Keine Zugluft, kein Kältegefühl.Der Nachteil: Sie braucht Platz für die Zentrale, Kanäle in der Decke oder Wand, und viel Planung. Die Installation ist aufwendig und teuer - besonders in bestehenden Gebäuden. Die Kosten liegen bei 10.000 € und mehr. Aber: Sie ist die einzige Lösung, die wirklich alle Räume gleichmäßig versorgt. Und sie ist ideal für Neubauten oder umfassende Sanierungen.
Was passiert, wenn Sie es falsch machen?
Es gibt zwei häufige Fehler.Erster Fehler: Zu wenig Leistung. Ein Gerät, das nicht stark genug ist, bringt nicht genug Luft. Die Feuchtigkeit bleibt. Schimmel kommt. Das ist der häufigste Fall.
Zweiter Fehler: Zu viel Leistung. Ein Nutzer aus dem Forum r/hausbau berichtete, dass nach der Installation einer zu starken KWL-Anlage die Luftfeuchtigkeit auf unter 30 % fiel. Die Luft wurde zu trocken. Trockene Schleimhäute, gereizte Augen, Kopfschmerzen - gesundheitliche Probleme. Die Norm sagt: 40-60 % Luftfeuchtigkeit sind ideal. Zu viel Lüftung ist auch schädlich.
Und dann ist da noch das Geräuschproblem. 32 % der nachträglich installierten Anlagen überschreiten die zulässigen 25 dB(A) im Schlafzimmer. Das ist lauter als ein Flüstern. Eine schlecht montierte Anlage kann den Schlaf ruinieren. Deshalb: Nur zertifizierte Installateure. Nur Geräte mit guter Schalldämmung. Nur mit Messung vor Ort.
Kosten, Förderung und Zukunft
Ein Lüftungskonzept zu erstellen kostet zwischen 350 € und 850 € - je nach Größe und Komplexität. Das ist eine Investition, die Sie nicht sparen sollten. Ohne Konzept keine Förderung. Keine KfW-Gelder. Keine Baugenehmigung.Die KfW fördert 68 % der beantragten Projekte. Der durchschnittliche Zuschuss liegt bei 1.850 €. Und seit Anfang 2024 gibt es zusätzlich 5 % Tilgungszuschuss, wenn eine KWL-Anlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut wird. Das macht die Investition deutlich attraktiver.
Die Nachfrage steigt: 2023 wurden in Deutschland 187.500 Lüftungskonzepte erstellt - 22,4 % mehr als im Vorjahr. In Bayern allein stieg die Zahl von 12.300 auf 21.700. Der Markt wird von zentralen Anlagen dominiert (58 %), aber dezentrale Geräte gewinnen stark an Bedeutung (37 %). Experten prognostizieren bis 2030 eine Verdopplung der Nachfrage.
Und es gibt noch einen Vorteil, den viele vergessen: Immobilien mit geprüften Lüftungskonzepten erzielen durchschnittlich 7,3 % höhere Mieten. Sie sind nicht nur gesünder - sie sind auch wertvoller.
Was tun Sie jetzt?
Wenn Sie Ihr Haus sanieren:- Beauftragen Sie einen zertifizierten Energieberater - nicht den Handwerker, nicht den Verkäufer. Den echten Experten.
- Lassen Sie die Luftdichtheit messen. Ohne diese Messung ist das Konzept wertlos.
- Wählen Sie die richtige Technik: Dezentral für schnelle Sanierungen, zentral für umfassende Sanierungen.
- Verlangen Sie eine Schallmessung für den Schlafbereich - und lassen Sie sie dokumentieren.
- Stellen Sie sicher, dass die Anlage mit Feuchtesteuerung läuft - kein manuelles Lüften mehr nötig.
Ein Lüftungskonzept ist kein Extra. Es ist der letzte Baustein einer echten Sanierung. Ohne es ist Ihr Haus nicht richtig saniert. Es ist nur teurer geworden - und gefährlicher für Ihre Gesundheit. Denken Sie nicht nur an die Heizkosten. Denken Sie an Ihre Luft. An Ihre Wände. An Ihre Familie.