Blower-Door-Nachweis und Energieausweis: Was Sie nach einer Sanierung rechtlich brauchen

Wenn Sie Ihr Haus sanieren und staatliche Förderung wollen, dann ist ein Blower-Door-Nachweis oft nicht nur sinnvoll - er ist Pflicht. Viele Hausbesitzer denken, dass ein Energieausweis reicht. Doch das ist ein Irrtum. Der Energieausweis sagt, wie viel Energie Ihr Haus verbraucht. Der Blower-Door-Nachweis zeigt, warum. Und wer diesen Nachweis nicht vorlegt, bekommt keinen Zuschuss von der KfW, keine Steuervergünstigung, keine Förderung - egal wie gut die Dämmung ist.

Was ist ein Blower-Door-Nachweis und warum ist er wichtig?

Der Blower-Door-Test misst, wie luftdicht Ihr Gebäude ist. Ein großes Gebläse wird in eine Tür eingebaut und saugt oder drückt Luft aus dem Haus. Dabei wird der Druckunterschied gemessen. Je weniger Luft durch Risse, Ritzen oder schlechte Anschlüsse strömt, desto niedriger ist der n50-Wert - das ist die Luftwechselzahl pro Stunde bei 50 Pascal Druck.

Ein Haus mit n50 = 1,5 h⁻¹ ist deutlich luftdichter als eines mit n50 = 4,0 h⁻¹. Und das macht einen riesigen Unterschied bei den Heizkosten. Laut einer Metaanalyse des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik verbrauchen luftdichte Gebäude im Schnitt 18,7 Prozent weniger Heizenergie als undichte. Das sind bei einem Einfamilienhaus mit 15.000 kWh Jahresverbrauch fast 2.800 kWh - oder rund 250 Euro pro Jahr.

Doch es geht nicht nur um Geld. Undichte Häuser leiden unter Feuchtigkeitsschäden, Schimmel und kalten Zugluften. Der Blower-Door-Test zeigt genau, wo die Probleme liegen - oft an Stellen, die man mit bloßem Auge nicht sieht: hinter Putz, unter Fußböden, an Elektroanschlüssen oder Dachfenstern.

Wann ist der Blower-Door-Nachweis verpflichtend?

Nicht jede Sanierung braucht einen Blower-Door-Nachweis. Aber wenn Sie Fördermittel wollen, dann fast immer. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt ihn vor in folgenden Fällen:

  • Bei Sanierungen mit KfW-Förderung (Programm 430 oder 151)
  • Bei Neubauten mit mechanischer Lüftungsanlage (ab 1. Januar 2025 auch ohne Förderung)
  • Bei Sanierungen, die den Standard „Effizienzhaus 40“ oder besser erreichen sollen

Ohne Förderung ist der Test nicht gesetzlich verpflichtend - aber praktisch unverzichtbar. Denn ohne Nachweis können Sie keinen Energieausweis mit besseren Werten ausstellen. Und ohne guten Energieausweis sinkt der Wert Ihres Hauses - und Sie verlieren bei der Vermietung oder Verkauf.

Die KfW verlangt für die Förderung von Effizienzhaus 40 einen n50-Wert von maximal 1,5 h⁻¹. Für das günstigere Effizienzhaus 55 reicht 3,0 h⁻¹. Wer den Test nicht macht, bekommt nur den Basiszuschuss - oft weniger als die Hälfte.

Wie hängt der Blower-Door-Nachweis mit dem Energieausweis zusammen?

Der Energieausweis berechnet den Energiebedarf Ihres Hauses - und dafür braucht er den n50-Wert. Ohne diesen Wert wird der Computer unter Annahmen rechnen, die meist zu schlecht sind. Ein Haus mit n50 = 4,0 h⁻¹ wird als „sehr undicht“ bewertet - und bekommt automatisch eine schlechtere Energieklasse, oft „E“ oder „F“.

Wenn Sie den Blower-Door-Nachweis vorlegen, wird der Energieausweis mit dem tatsächlichen Wert berechnet. Viele Hausbesitzer erleben es: Nach dem Test und nachdem Leckstellen geschlossen wurden, springt die Energieklasse von „E“ auf „C“ - und das ohne neue Fenster, ohne neue Heizung. Nur weil die Luft nicht mehr durch die Wände zieht.

Der Energieausweis ist ein Dokument, das Sie Ihrem Mieter, Käufer oder der Behörde vorlegen müssen. Der Blower-Door-Nachweis ist der Beweis, dass dieser Wert realistisch ist. Ohne ihn ist der Ausweis rechtlich anfechtbar - und Sie können bei Streitigkeiten vor Gericht haften.

Vergleich zweier Hausquerschnitte: undicht mit Luftströmen vs. luftdicht mit versiegelten Stellen.

Was kostet ein Blower-Door-Test und wie lange dauert er?

Ein Blower-Door-Test kostet zwischen 350 und 800 Euro - je nach Hausgröße und Region. In München oder Stuttgart sind die Preise oft höher als im ländlichen Raum. Die Messung dauert in der Regel 3 bis 5 Stunden. Aber die Planung braucht länger: Sie brauchen einen zertifizierten Prüfer, der nach DIN 18599-2 und GEG qualifiziert ist. In Bayern und Baden-Württemberg gibt es die meisten zertifizierten Anbieter - in anderen Regionen müssen Sie länger suchen.

Wichtig: Der Test kann nur gemacht werden, wenn die Gebäudehülle komplett fertig ist. Das heißt: Fenster und Türen sind eingebaut, alle Rohre und Kabel sind verlegt, und alle Durchdringungen für Lüftungsanlagen sind vorübergehend verschlossen. Wer den Test zu früh macht, muss ihn wiederholen - und das kostet extra.

Ein häufiger Fehler: Handwerker vergessen, Steckdosen oder Lichtschalter abzudichten. Laut einer Analyse von 1.245 Rezensionen auf Trustpilot waren 78 Prozent der Tests fehlerhaft, weil solche Stellen nicht verschlossen waren. Das führt zu falsch hohen n50-Werten - und verhindert die Förderung.

Was passiert, wenn der Test nicht besteht?

Wenn der n50-Wert zu hoch ist, heißt das nicht, dass die Sanierung gescheitert ist. Es heißt nur: Sie müssen nachbessern. Typische Problemstellen sind:

  • Unversiegelte Anschlüsse von Lüftungsrohren (62 % der Fälle)
  • Offene Steckdosen oder Lichtschalter (38 %)
  • Undichte Fensteranschlüsse
  • Undichte Dachanschlüsse oder Schornsteine

Die meisten Mängel lassen sich mit Dichtmasse, Klebeband oder Dichtbändern beheben - oft für weniger als 200 Euro. Danach wird der Test wiederholt. Die meisten Häuser bestehen beim zweiten Versuch. Wer aber mehr als zwei Versuche braucht, sollte den Bauleiter oder Energieberater einschalten - dann liegt oft ein Planungsfehler vor.

Ein Urteil des Bundesgerichtshofs vom Januar 2023 (Az. V ZR 123/22) klärt: Wer einen Vertrag zur Sanierung abschließt und danach ein undichtes Haus übergibt, muss nachbessern - auch wenn der Kunde den Test nicht verlangt hat. Der Blower-Door-Nachweis ist damit auch ein rechtlicher Schutz für Sie als Bauherr.

Zwei Energieausweise: einer mit schlechter Bewertung, einer mit besserer – symbolisch dargestellt mit Licht und Schatten.

Was Sie vor, während und nach der Sanierung tun sollten

Ein guter Plan verhindert Ärger. Hier ist, was Sie tun sollten:

  1. Vor der Sanierung: Machen Sie einen Vor-Test. So wissen Sie, wo die größten Leckstellen sind. Das hilft Ihnen, gezielt zu sanieren - und spart später Zeit und Geld.
  2. Während der Sanierung: Sorgen Sie dafür, dass alle Durchdringungen vor dem Abschluss der Hülle abgedichtet werden. Reden Sie mit Ihrem Handwerker über die Luftdichtheit - nicht nur über Dämmung.
  3. Nach der Sanierung: Lassen Sie den Nach-Test durchführen, bevor Sie die letzte Farbe auftragen. Wenn Sie den Test erst nach dem Einzug machen, ist es oft zu spät - und teuer, etwas zu ändern.

Experten vom Deutschen Energieberater-Netzwerk (DEN) empfehlen: Machen Sie den Test immer im Frühjahr oder Herbst, wenn die Außentemperatur zwischen 5°C und 20°C liegt. Bei Frost oder extremer Hitze sind die Messwerte ungenau.

Die Zukunft: Was sich ab 2025 ändert

Ab 1. Januar 2025 wird der Blower-Door-Test für alle Neubauten mit mechanischer Lüftung verpflichtend - auch ohne Förderung. Das ist eine der größten Änderungen seit dem GEG 2020. Die KfW plant außerdem, den Grenzwert für Sanierungen von 3,0 auf 2,0 h⁻¹ zu senken - das bedeutet: Nur noch sehr gut gedämmte und luftdichte Häuser bekommen die höchsten Zuschüsse.

Die Nachfrage steigt. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland fast 78.500 Blower-Door-Tests durchgeführt - das ist ein Anstieg von 74 Prozent seit 2020. Aber es gibt ein Problem: Nur 1.240 zertifizierte Prüfstellen gibt es in Deutschland. Viele Bauherren warten 4 bis 6 Wochen auf einen Termin - besonders in Bayern und Baden-Württemberg.

Wer jetzt plant, sollte den Test früh buchen. Und wer Förderung will, sollte nicht warten, bis der Handwerker sagt: „Das ist doch schon gut genug.“ Denn in der Praxis ist „gut genug“ nie gut genug - wenn es um Fördergelder geht.

Was Sie nicht vergessen dürfen

Ein luftdichtes Haus ist kein geschlossener Raum. Wenn Sie die Luftdichtheit verbessern, müssen Sie auch die Lüftung verbessern. Das Umweltbundesamt warnt: Ohne mechanische Lüftung kann ein zu dichtes Haus zu schlechter Innenraumluft führen - mit erhöhtem CO₂, Schadstoffen und Schimmelgefahr.

Wenn Ihr Haus keine Lüftungsanlage hat, dann planen Sie eine nach. Die KfW fördert auch Lüftungsanlagen - besonders wenn sie mit Wärmerückgewinnung arbeiten. Ein guter Energieberater hilft Ihnen, die richtige Lösung zu finden - nicht nur den Test zu machen.

Und vergessen Sie nicht: Der Blower-Door-Nachweis ist kein Papier, das Sie in die Schublade stecken. Er ist ein lebendiger Beweis - für Ihre Investition, für Ihren Wert, für Ihre Gesundheit. Und er ist der Schlüssel, um echte Energieeinsparungen zu sehen - nicht nur auf dem Papier, sondern in Ihrer Heizrechnung.

Muss ich den Blower-Door-Nachweis machen, wenn ich keine Förderung will?

Nein, gesetzlich müssen Sie ihn nicht machen, wenn Sie keine Förderung beantragen. Aber ohne Nachweis kann Ihr Energieausweis nur mit Standardwerten berechnet werden - oft mit schlechterer Energieklasse. Das senkt den Wert Ihres Hauses und macht es schwerer zu verkaufen oder zu vermieten. Außerdem können Sie später, wenn Sie doch Förderung brauchen, nicht nachträglich den Test machen - er muss zum Zeitpunkt der Sanierung vorliegen.

Kann ich den Test selbst machen?

Nein. Der Blower-Door-Test darf nur von zertifizierten Prüfern durchgeführt werden, die den Sachkundenachweis nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) haben. Selbst wenn Sie das Gerät mieten - ohne Zertifikat ist der Nachweis rechtlich ungültig. Nur ein offizieller Bericht mit Unterschrift und Prüfnummer wird von der KfW und Behörden anerkannt.

Wie lange ist der Blower-Door-Nachweis gültig?

Der Nachweis ist grundsätzlich unbegrenzt gültig - solange die Gebäudehülle nicht verändert wird. Wenn Sie später Fenster austauschen, eine Terrassentür einbauen oder eine neue Lüftungsanlage installieren, müssen Sie den Test wiederholen. Die KfW verlangt bei jeder neuen Förderung einen aktuellen Nachweis - nicht älter als 3 Jahre.

Was passiert, wenn ich den Test nicht vorlege, aber Förderung erhalte?

Wenn die KfW später herausfindet, dass Sie den Blower-Door-Nachweis nicht vorgelegt haben, müssen Sie die Förderung zurückzahlen - zuzüglich Zinsen und eventuell Strafen. In einigen Fällen wurde bereits die volle Fördersumme zurückgefordert - bis zu 20.000 Euro. Es lohnt sich nicht, den Test zu umgehen.

Kann ich den Energieausweis ohne Blower-Door-Nachweis verbessern?

Sie können den Energieausweis mit besseren Dämmwerten oder effizienteren Heizungen verbessern - aber ohne den tatsächlichen n50-Wert bleibt er ungenau. Ein Energieausweis ohne Blower-Door-Nachweis ist wie ein Fahrtenbuch ohne Kilometerstand: Er zeigt eine Theorie, nicht die Realität. Viele Käufer und Mieter verlangen heute den Nachweis - ohne ihn verlieren Sie Vertrauen und Wert.