Bleileitungen erkennen und austauschen: So schützen Sie Ihre Familie vor Bleivergiftung

Wenn Sie in einem Haus gebaut vor 1973 wohnen, könnte Ihr Trinkwasser gefährlich sein - ohne dass Sie es merken. Bleileitungen sind unsichtbar, oft versteckt hinter Wänden oder unter Böden, und doch können sie Ihr Wasser mit Gift belasten. Blei ist kein Stoff, den man einfach ignoriert. Es sammelt sich im Körper an, schädigt das Nervensystem, beeinträchtigt die Entwicklung von Kindern und kann langfristig die Nieren ruinieren. Und das alles, nur weil jemand vor 50 Jahren ein Rohr aus Blei in die Wand gedrückt hat.

Warum Blei im Wasser so gefährlich ist

Blei ist ein Schwermetall, das keinen natürlichen Nutzen im menschlichen Körper hat. Es gibt keinen sicheren Grenzwert. Selbst winzige Mengen - weniger als ein Tropfen in 100 Litern Wasser - können schaden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt klar: Blei ist ein Stoff, für den kein unbedenklicher Wert existiert. Je jünger das Kind, desto gefährlicher. Säuglinge nehmen pro Kilogramm Körpergewicht deutlich mehr Wasser auf als Erwachsene. Wenn das Wasser aus einer Bleileitung kommt, nimmt das Kind automatisch mehr Blei auf - und das kann zu Lernschwierigkeiten, vermindertem IQ, Verhaltensauffälligkeiten und Blutbildungsstörungen führen. Bei Erwachsenen lagert sich Blei in den Knochen ab und kann Jahre später zu Nierenschäden oder Bluthochdruck führen.

Das Problem: Blei löst sich nicht von selbst aus den Rohren. Es braucht Zeit. Wenn das Wasser mehrere Stunden stillsteht - etwa über Nacht oder wenn niemand zu Hause ist - beginnt es, das Blei aus den Wänden der Leitung zu lösen. Das erste Wasser am Morgen, das Sie zum Zähneputzen oder für den Kaffee nutzen, ist oft das am stärksten belastete. Und das, obwohl es klar und geruchlos aussieht.

Wie Sie erkennen, ob Ihr Haus Bleileitungen hat

Bleirohre sind nicht leicht zu sehen. Sie liegen meist hinter Putz, unter Fliesen oder in Kellerräumen. Aber es gibt Anzeichen, die Sie nicht ignorieren sollten:

  • Ihr Haus wurde vor 1973 gebaut - das ist der wichtigste Hinweis. Ab 1973 wurde Blei in Deutschland nicht mehr für neue Wasserleitungen verwendet.
  • Die Wasserleitungen im Keller oder Waschraum sind grau, weich und lassen sich mit einem Schlüssel leicht ritzen. Kupfer ist härter, Kunststoff ist biegsam und hat eine andere Farbe.
  • Die Leitungen sind dick und haben eine matte Oberfläche, ohne Metallglanz.
  • Es gibt kleine, runde Verschraubungen oder Kupplungen aus Messing, die an Bleirohre angeschlossen sind - das ist ein klassisches Muster.

Wenn Sie unsicher sind, rufen Sie einen Sanitär-Installateur. Er hat spezielle Kameras und Messgeräte, um die Leitungen zu prüfen, ohne Wände aufzubrechen. Oder Sie lassen Ihr Wasser testen. Ein einfacher Wassertest von Test-Wasser.de kostet unter 50 Euro und zeigt genau, wie viel Blei in Ihrem Wasser ist. Kein Geruch, kein Geschmack - aber eine Zahl, die Leben retten kann.

Was die Gesetze jetzt verlangen (Stand 2025)

Die Trinkwasserverordnung wurde 2023 verschärft. Der Grenzwert für Blei liegt jetzt bei 0,010 Milligramm pro Liter. Das ist extrem niedrig - und fast unmöglich einzuhalten, wenn Bleileitungen im Haus sind. Denn selbst neue, saubere Bleirohre geben Blei ab, wenn das Wasser stillsteht.

Seit dem 1. Dezember 2013 ist der Einbau von Bleileitungen in Neubauten verboten. Aber was ist mit alten Häusern? Ab 2026 müssen Hauseigentümer:innen in Gebäuden mit Baujahr vor 1973 alle Bleileitungen vollständig austauschen oder stilllegen. Das gilt für alle Leitungen, die vom Hauptanschluss bis zum Wasserhahn führen - auch wenn nur ein kleiner Abschnitt aus Blei ist. Ein Teilabriss reicht nicht. Das Umweltbundesamt betont: Teilweise Austausch ist kein Austausch. Blei in einer Leitung reicht aus, um das ganze System zu kontaminieren.

Und wer zahlt? Mieter:innen haben kein Recht, selbst zu sanieren - aber sie können vom Vermieter verlangen, dass er die Leitungen austauscht. Der Vermieter ist gesetzlich verpflichtet, das Trinkwasser sicher zu halten. Wenn er das nicht tut, kann der Mieter den Mietpreis mindern oder sogar Schadensersatz verlangen. Eigentümer:innen, die ihr Haus selbst bewohnen, tragen die volle Verantwortung. Kein Gesetz schützt sie vor den Folgen.

Kind hält eine Wassertropfen mit bleihaltigen Partikeln, dahinter ein altes Haus mit unsichtbaren Leitungen.

Was Sie jetzt tun müssen - Schritt für Schritt

Sie wohnen in einem Altbau? Hier ist, was Sie als Nächstes tun sollten:

  1. Prüfen Sie das Baujahr Ihres Hauses. Wenn es vor 1973 liegt, gehen Sie davon aus, dass Bleileitungen vorhanden sind - bis Sie das Gegenteil bewiesen haben.
  2. Testen Sie Ihr Wasser. Bestellen Sie einen Wassertest. Die meisten Anbieter schicken Ihnen ein Probenglas mit Anleitung. Füllen Sie das Wasser aus dem Küchenhahn nach mindestens sechs Stunden Stillstand. Das ist der kritische Wert.
  3. Warten Sie nicht auf die Gesetzesfrist. 2026 ist nicht ein Datum, das Sie abwarten können. Blei schädigt Ihr Kind heute - nicht erst in einem Jahr.
  4. Sprechen Sie mit einem Fachbetrieb. Ein Sanitär-Installateur prüft die Leitungen und erstellt ein Angebot. Der Austausch erfolgt meist in einem Tag. Die Leitungen werden durch Kupfer oder Kunststoff ersetzt - beides ist sicher und langlebig.
  5. Informieren Sie Ihre Mieter:innen oder Nachbarn. Wenn Sie ein Mehrfamilienhaus besitzen, ist es Ihre Pflicht, alle über das Risiko und den geplanten Austausch zu informieren. Kein Mieter sollte im Dunkeln tappen.

Wenn Sie den Austausch planen, lassen Sie sich nicht von Billigangeboten locken. Ein schlecht verlegtes Rohr kann später undicht werden. Achten Sie auf Zertifikate wie den DVGW-Prüfzeichen. Die Kosten liegen zwischen 2.000 und 8.000 Euro - je nach Hausgröße und Zugänglichkeit der Leitungen. Aber denken Sie daran: Das ist keine Ausgabe. Das ist eine Investition in Ihre Gesundheit und die Ihrer Familie.

Was Sie bis zum Austausch tun können

Wenn der Austausch noch nicht möglich ist - zum Beispiel wegen finanzieller Engpässe - dann minimieren Sie das Risiko:

  • Verwenden Sie das erste Wasser am Morgen nicht zum Kochen, Trinken oder für Babynahrung. Lassen Sie es 1-2 Minuten laufen - bis es kalt ist. Das Wasser können Sie für die Toilettenspülung oder das Gießen von Pflanzen nutzen.
  • Installieren Sie einen Wasserfilter mit Blei-Entfernung. Achten Sie auf Zertifikate wie NSF/ANSI 53. Nicht jeder Filter hilft - viele sind nur für Chlor oder Kalk.
  • Vermeiden Sie heißes Wasser aus der Leitung zum Kochen. Heißes Wasser löst Blei schneller als kaltes. Kochen Sie immer mit kaltem Wasser - und lassen Sie es vorher laufen.
  • Wenn Sie schwanger sind oder ein Kind unter sechs Jahren haben: Verwenden Sie ab sofort nur abgekochtes oder gefiltertes Wasser. Keine Ausnahmen.
Querschnitt eines Hauses mit alten Bleirohren und neuen Kupfer- und Kunststoffleitungen im Austausch.

Was passiert, wenn Sie nichts tun?

Viele Menschen denken: „Es ist doch noch alles in Ordnung.“ Aber Bleivergiftung ist ein leises Gift. Sie merkt es nicht. Keine Schmerzen. Keine Symptome am Anfang. Nur eine langsame, unsichtbare Zerstörung. Bei Kindern: Lernprobleme, die als „Nicht-Verstehen“ oder „Unkonzentriertheit“ abgetan werden. Bei Erwachsenen: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Bluthochdruck - alles Symptome, die man anderen Ursachen zuschreibt.

Und wenn das Gesundheitsamt später kommt? Dann müssen Sie die Leitungen austauschen - und zwar auf eigene Kosten, ohne Rückerstattung. Die Strafen für Nichtbefolgung sind nicht hoch - aber die Folgen sind es. Ein Kind mit Bleivergiftung braucht jahrelange Therapie, spezielle Förderung, oft ein Leben lang. Das kann kein Geld der Welt zurückkaufen.

Wo Sie Hilfe finden

Sie sind unsicher? Dann wenden Sie sich an:

  • Das Gesundheitsamt Ihrer Stadt - sie beraten kostenlos und können Ihnen helfen, einen Test zu organisieren.
  • Die Verbraucherzentrale - sie hat Musterbriefe für Mieter:innen, die vom Vermieter den Austausch verlangen.
  • Der Verband der Haus- und Grundbesitzer - er bietet Beratung zu Fördermöglichkeiten und Sanierungsplänen.
  • Fachbetriebe der Sanitär- und Heizungstechnik - fragen Sie nach Erfahrung mit Bleileitungs-Austausch in Altbauten.

Es gibt keine Entschuldigung, nichts zu tun. Nicht, weil das Gesetz es sagt. Sondern weil es um Ihre Kinder geht. Um Ihre Gesundheit. Um das Wasser, das Sie jeden Tag trinken.

Wie erkenne ich Bleileitungen im Haus?

Bleileitungen sind meist grau, weich und lassen sich mit einem Schlüssel leicht ritzen. Sie kommen oft in Häusern vor, die vor 1973 gebaut wurden. Sie sind dick, haben keine glänzende Oberfläche und sind oft mit Messingkupplungen verbunden. Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie die Leitungen von einem Sanitär-Installateur prüfen - oder testen Sie das Wasser.

Ist es gefährlich, Wasser aus Bleileitungen zu trinken?

Ja. Blei ist ein hochgiftiges Schwermetall, das sich im Körper anreichert. Besonders gefährdet sind Säuglinge, Kinder bis sechs Jahre und Schwangere. Selbst geringe Mengen können die Entwicklung des Gehirns schädigen, die Blutbildung beeinträchtigen und langfristig die Nieren schädigen. Es gibt keinen sicheren Grenzwert - deshalb ist jedes Wasser aus Bleileitungen als Trinkwasser ungeeignet.

Muss ich Bleileitungen wirklich austauschen, wenn ich kein Kind habe?

Ja. Auch Erwachsene nehmen Blei auf, und es lagert sich in den Knochen ab. Langfristig kann das zu Nierenschäden, Bluthochdruck oder neurologischen Problemen führen. Der Austausch ist nicht nur eine Gesundheitsmaßnahme - er ist gesetzlich vorgeschrieben. Ab 2026 müssen alle Bleileitungen in Häusern vor 1973 entfernt werden - unabhängig davon, wer im Haus lebt.

Kann ich Bleileitungen einfach abdichten, statt sie auszutauschen?

Nein. Eine Abdichtung oder Beschichtung der Leitungen ist keine Lösung. Blei kann immer noch durch Mikrorisse oder Korrosion ins Wasser gelangen. Das Umweltbundesamt und der DVGW betonen: Nur ein vollständiger Austausch durch Kupfer oder Kunststoff garantiert Sicherheit. Teilweise Austausch ist gefährlich und rechtlich unzureichend.

Wie viel kostet der Austausch von Bleileitungen?

Die Kosten liegen zwischen 2.000 und 8.000 Euro, je nach Hausgröße, Zugänglichkeit der Leitungen und verwendeten Materialien. Kupfer ist teurer als Kunststoff, aber langlebiger. In manchen Bundesländern gibt es Fördergelder für Sanierungen in Altbauten - erkundigen Sie sich beim Gesundheitsamt oder bei der KfW-Bank. Denken Sie daran: Das ist keine Ausgabe, sondern eine Investition in Ihre Gesundheit.